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Obwohl die Glieder der Reihe sich ihrer inneren Beschaffenheit nach gleichmässig
zu beiden Stammpflanzen hinneigen, erhielt doch bei diesem Versuche der Typus der Samenpflanze ein so bedeutendes Uebergewicht, dass unter je 64 Pflanzen der ersten Generation 54 derselben ganz gleich kamen, oder nur in einem Merkmale verschieden waren.
Man sieht, wie gewagt es unter Umständen sein kann, bei Hybriden aus der äusseren Uebereinstimmung Schlüsse auf ihre innere Verwandtschaft zu ziehen. Gärtner erwähnt, dass in jenen Fällen, wo die Entwicklung eine regelmässige war, unter den Nachkommen der Hybriden nicht die beiden Stammarten selbst erhalten wurden, sondern nur einzelne ihnen näher verwandte Individuen. Bei sehr ausgedehnten Entwicklungsreihen konnte es in der That nicht anders eintreffen. Für 7 differirende Merkmale z. B. kommen unter mehr als 16,000 Nachkommen der Hybride die beiden Stammformen nur je einmal vor. Es ist demnach nicht leicht möglich, dass dieselben schon unter einer geringen Anzahl von Versuchspflanzen erhalten werden; mit einiger Wahrscheinlichkeit darf man jedoch auf das Erscheinen einzelner Formen rechnen, die de[n]selben in der Reihe nahe stehen.
Einer wesentlichen Verschiedenheit begegnen wir bei jenen Hybriden, welche in ihren Nachkommen constant bleiben und sich eben so wie die reinen Arten fortpflanzen. Nach Gärtner gehören hieher die ausgezeichnet fruchtbaren Hybriden: Aquilegia atropurpurea-canadensis, Lavatera pseudolbia-thuringiaca, Geum urbano-rivale und einige Dianthus-Hybriden; nach Wichura die Hybriden der Weidenarten. Für die Entwicklungsgeschichte der Pflanzen ist dieser Umstand von besonderer Wichtigkeit, weil constante Hybriden die Bedeutung neuer Arten erlangen. Die Richtigkeit des Sachverhaltes ist durch vorzügliche Beobachter verbürgt und kann nicht in Zweifel gezogen werden. Gärtner hatte Gelegenheit, den Dianthus Armeria-deltoides bis in die 10. Generation zu verfolgen, da sich derselbe regelmässig im Garten von selbst fortpflanzte.
Bei Pisum wurde es durch Versuche erwiesen, dass die Hybriden verschiedenartige Keim- und Pollen-Zellen bilden, und dass hierin der Grund für die Veränderlichkeit ihrer Nachkommen liegt. Auch bei anderen Hybriden, deren Nachkommen sich ähnlich verhalten, dürfen wir eine gleiche Ursache voraussetzen; für jene hingegen, welche constant bleiben, scheint die Annahme zulässig, dass ihre Befruchtungszellen gleichartig sind und mit der Hybriden-Grundzelle übereinstimmen.
Nach der Ansicht berühmter Physiologen vereinigen sich bei den
Phanerogamen zu dem Zwecke der Fortpflanzung je eine Keim- und Pollenzelle zu einer einzigen Zelle *), welche sich durch Stoffaufnahme und Bildung neuer Zellen zu einem selbstständigen Organismus weiter zu entwickeln vermag.
Despite the fact that the members of the series tend equally towards both parental plants with regard to their internal constitution, the type of the seed plant obtained such a significant preponderance that among every 64 plants in the first generation, 54 were identical to it, or differed in one trait only. One sees how risky it can be under certain circumstances to draw conclusions in the case of hybrids from external agreement to their inner affinity.
Gärtner mentions that, in those cases where development was regular, the two parent-species were not themselves obtained among the progeny of the hybrids, but only some individuals that were more closely related to them. In very extended developmental series this could indeed not happen otherwise. For 7 differing traits, for example, each of the two parental forms appears once only among more than 16,000 descendants of the hybrid. It is therefore not easily possible that these forms are obtained in a small number of experimental plants already; one may however with some probability count on the appearance of individual forms which stand close to them in the series.
We encounter an essential difference in those hybrids which remain constant in their descendants and propagate themselves in the same way as pure species. According to Gärtner, these include the excellently fertile hybrids of: Aquilegia atropurpurea-canadensis, Lavatera pseudolbia-thuringiaca, Geum urbano-rivale and certain Dianthus-Hybrids; according to Wichura, the hybrids of willow species. This circumstance is of special importance for the developmental history of plants, because constant hybrids acquire the status of new species. The correctness of this matter of fact is authenticated by preeminent observers and cannot be placed in doubt. Gärtner had the opportunity to follow Dianthus Armeria-deltoides over 10 generations, because it regularly propagated itself in the garden.
In Pisum it was shown by experiments that the hybrids form germ and pollen cells of different kinds, and that herein lies the reason for their variability. We can presuppose the same cause also in other hybrids whose descendants behave similarly; for those, however, which remain constant the assumption seems admissible that their fertilisation cells are of the same kind and correspond to the hybrid foundation cell. According to the opinion of famous physiologists, in phanerogams one germ and one pollen cell respectively unite to form a single cell*) that is able by absorption of matter and formation of new cells to develop itself further into an autonomous organism.
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