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Es kommt nämlich in einzelnen seltenen Fällen vor, dass gewisse Theile der übrigens ganz normal entwickelten Blüthe verkümmern, wodurch eine theilweise Entblössung der
Befruchtungs-Organe herbeigeführt wird.
So wurde eine mangelhafte Entwicklung des Schiffchens beobachtet, wobei Griffel und Antheren zum Theile unbedeckt blieben. Auch geschieht es bisweilen, dass der Pollen nicht zur vollen Ausbildung gelangt. In diesem Falle findet während des Blühens eine allmälige Verlängerung des Griffels statt, bis die Narbe an der Spitze des Schiffchens hervortritt. Diese merkwürdige Erscheinung wurde auch an Hybriden von Phaseolus und Lathyrus beobachtet. Die Gefahr einer Fälschung durch fremden Pollen ist jedoch bei Pisum eine sehr geringe und vermag keineswegs das Resultat im grossen Ganzen zu stören. Unter mehr als 10,000 Pflanzen, welche genauer untersucht wurden, kam der Fall nur einige wenige Male vor, dass eine Einmengung nicht zu bezweifeln war. Da im Gewächshause niemals eine solche Störung beobachtet wurde, liegt wohl die Vermuthung nahe, dass Bruchus pisi und vielleicht auch die angeführten Abnormitäten im Blüthenbau die Schuld daran tragen.
4. Die Gestalt der Hybriden.
Schon die Versuche, welche in früheren Jahren an Zierpflanzen vorgenommen wurden, lieferten den Beweis, dass die Hybriden in der Regel nicht die genaue Mittelform zwischen den Stammarten darstellen. Bei einzelnen mehr in die Augen springenden Merkmalen, wie bei solchen, die sich auf die Gestalt und Grösse der Blätter, auf die Behaarung der einzelnen Theile u. s. w. beziehen, wird in der That die Mittelbildung fast immer ersichtlich; in anderen Fällen hingegen besitzt das eine der beiden Stamm-Merkmale ein so grosses Uebergewicht, dass es schwierig oder ganz unmöglich ist, das andere an der Hybride aufzufinden.
Eben so verhält es sich mit den Hybriden bei Pisum. Jedes von den 7 Hybriden-Merkmalen gleicht dem einen der beiden Stamm-Merkmale entweder so vollkommen, dass das andere der Beobachtung entschwindet, oder ist demselben so ähnlich, dass eine sichere Unterscheidung nicht stattfinden kann. Dieser Umstand ist von grosser Wichtigkeit für die Bestimmung und Einreihung der Formen, unter welchen die Nachkommen der Hybriden erscheinen.
In der weiteren Besprechung
werden jene Merkmale, welche ganz oder fast unverändert in die Hybride-Verbindung übergehen, somit selbst die Hybriden-Merkmale repräsentiren, als dominirende, und jene, welche in der Verbindung latent werden, als recessive bezeichnet.
It so happens namely in rare, individual cases, that certain parts of an otherwise normally developed flower become atrophied, which leads to a partial exposure of the fertilisation organs. Thus a deficient development of the keel was observed, whereupon the anthers and pistils were left partially uncovered. It also happens occasionally that the pollen does not attain perfect formation. In this case, a gradual lengthening of the pistil takes place during flowering until the stigma protrudes at the tip of the keel. This curious phenomenon was also observed in hybrids of Phaseolus and Lathyrus.
The danger of adulteration due to foreign pollen is however very slight in Pisum and on the whole in no way able to disturb the result. Among more than 10,000 plants that were examined more diligently there were only a small number of cases in which an admixture of foreign pollen could not be doubted. Because such a disturbance was never observed in the greenhouse, the presumption is probably close at hand, that Bruchus pisi and perhaps also the mentioned abnormalities in flower structure are to blame.
4. The conformation of the hybrids
Already the experiments that were performed on ornamental plants in previous years offered proof that hybrids do not, as a rule, present an exactly intermediate form between that of the parent-species.
For certain characteristics which catch the eye more readily, such as those relating to the shape and size of the leaves, to the pubescence of individual parts, etc., the formation of intermediates is indeed almost always evident; in other cases, however, one of the two parental traits possesses so much preponderance that it is difficult or entirely impossible to find the other one on the hybrid.It is the same with hybrids in the case of Pisum. Each of the seven hybrid traits resembles one of the two parental traits either so completely that the other one seems to escape observation, or is so similar to the same that a reliable distinction cannot be made. This circumstance is of great importance for the determination and subordination of the forms under which the descendants of the hybrids appear. In the following review, those traits that pass into the hybrid conjunction entirely or almost unchanged, hence themselves representing the hybrid traits, will be denoted as dominating, and those which become latent in the conjunction as recesssive.
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