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Ein anderer Versuch mit zwei sehr verschiedenen Phaseolus-Arten hatte nur einen theilweisen Erfolg. Als Samenpflanze diente Ph. nanus L., eine ganz constante Art mit weissen Blüthen in kurzen Trauben und kleinen weissen Samen in geraden, gewölbten und glatten Hülsen; als Pollenpflanze Ph. multiflorus W. mit hohem windenden Stengel, purpurrothen Blüthen in sehr langen Trauben, rauhen sichelförmig gekrümmten Hülsen und grossen Samen, welche auf pfirsichblüthrothem Grunde schwarz gefleckt und geflammt sind.
Die Hybride hatte mit der Pollenpflanze die grösste Aehnlichkeit, nur die Blüthen erschienen weniger intensiv gefärbt. Ihre Fruchtbarkeit war eine sehr beschränkte, von 17 Pflanzen, die zusammen viele hundert Blüthen entwickelten, wurden im Ganzen nur 49 Samen geerntet. Diese waren von mittlerer Grösse und besassen eine ähnliche Zeichnung wie Ph. multiflorus; auch die Grundfarbe war nicht wesentlich verschieden. Im nächsten Jahre wurden davon 44 Pflanzen erhalten, von denen nur 31 zur Blüthe gelangten. Die Merkmale von Ph. nanus, welche in der Hybride sämmtlich latent wurden, kamen in verschiedenen Combinirungen wieder zum Vorscheine, das Verhältniss derselben zu den dominirenden musste jedoch bei der geringen Anzahl von Versuchspflanzen sehr schwankend bleiben; bei einzelnen Merkmalen, wie bei jenen der Axe und der Hülsenform, war dasselbe indessen wie bei Pisum fast genau 1 : 3.
So gering auch der Erfolg dieses Versuches für die Feststellung der Zahlenverhältnisse sein mag, in welchen die verschiedenen Formen vorkamen, so bietet er doch anderseits den Fall einer merkwürdigen Farbenwandlung an den Blüthen und Samen der Hybriden dar. Bei Pisum treten bekanntlich die Merkmale der Blüthen- und Samenfarbe in der ersten und den weiteren Generationen unverändert hervor und die Nachkommen der Hybriden tragen ausschliesslich das eine oder das andere der beiden Stamm-Merkmale an sich. Anders verhält sich die Sache bei dem vorliegenden Versuche.
Die weisse Blumen- und Samenfarbe von Ph. nanus erschien allerdings gleich in der ersten Generation an einem ziemlich fruchtbaren Exemplare, allein die übrigen 30 Pflanzen entwickelten Blüthenfarben, die verschiedene Abstufungen von
Purpurroth bis Blassviolett darstell[t]en.
Another experiment with two very different Phaseolus species was only of partial success. Ph. nanus L. served as seed plant, an entirely constant species with white flowers in short clusters and small white seeds in straight, arched and smooth pods; Ph. multiflorus W. as pollen plant with a high, twisting stem, purple flowers in very long clusters, rough pods bent in a sickle shape, and large seeds that are speckled and mottled in black on a peachblossom-red background.
The hybrid bore the greatest resemblance to the pollen plant, only the flowers appeared less brightly coloured. Their fertility was much limited; of 17 plants, which collectively developed several hundred flowers, only 49 seeds were harvested all in all. These were of a medium size and possessed similar markings as Ph. multiflorus; the ground colour was not significantly different either. In the following year 44 plants were obtained from these, of which only 31 came into flower. The traits of Ph. nanus, which all became latent in the hybrid, now reemerged in different combinations; the proportion of these to the dominating traits had to remain very fluctuating, however, due to the small quantity of experimental plants; meanwhile the ratio was almost exactly 1 : 3, as in Pisum, in certain traits, such as those of the axis and the shape of the pod.
As small as this experiment’s success may be for the determination of the numerical proportions in which the various forms occurred, it does on the other hand present the case of a noteworthy colour change in the flowers and seeds of the hybrids. In Pisum, as we know, the traits of flower and seed colour manifest themselves without alteration in the first and subsequent generations, and the descendants of hybrids exhibit exclusively either one or the other of the two parental traits. The case is otherwise in the experiment at hand. The white flower and seed colour of Ph. nanus did indeed appear right away in the first generation on a quite fertile specimen, but the remaining 30 plants developed flower colours which represented various shades from purple to pale violet.
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