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Bezüglich jener Hybriden, deren Nachkommen veränderlich sind, dürfte man vielleicht annehmen, dass zwischen den differirenden Elementen der Keim- und Pollenzelle wohl insofern eine Vermittlung stattfindet, dass noch die Bildung einer Zelle als Grundlage der Hybride möglich wird, dass jedoch die Ausgleichung der widerstrebenden Elemente nur eine vorübergehende sei und nicht über das Leben der Hybridpflanze hinausreiche. Da in dem Habitus derselben während der ganzen Vegetationsdauer keine Aenderungen wahrnehmbar sind, müssten wir weiter folgern, dass es den differirenden Elementen erst bei der Entwicklung der Befruchtungszellen gelinge, aus der erzwungenen Verbindung herauszutreten. Bei der Bildung dieser Zellen betheiligen sich alle vorhandenen Elemente in völlig freier und gleichmässiger Anordnung, wobei nur die differirenden sich gegenseitig ausschliessen. Auf diese Weise würde die Entstehung so vielerlei Keim- und Pollenzellen ermöglicht, als die bildungsfähigen Elemente Combinationen zulassen.
Die hier versuchte Zurückführung des wesentlichen Unterschiedes in der Entwicklung der Hybriden auf eine dauernde oder vorübergehende Verbindung der differirenden Zellelemente kann selbstverständlich nur den Werth einer Hypothese ansprechen, für welche bei dem Mangel an sicheren Daten noch ein weiterer Spielraum offen stände. Einige Berechtigung für die ausgesprochene Ansicht liegt in dem für Pisum geführten Beweise, dass das Verhalten je zweier differirender Merkmale in hybrider Vereinigung unabhängig ist von den anderweitigen Unterschieden zwischen den beiden Stammpflanzen, und ferner, dass die Hybride so vielerlei Keim- und Pollenzellen erzeugt, als constante Combinationsformen möglich sind. Die unterscheidenden Merkmale zweier Pflanzen können zuletzt doch nur auf Differenzen in der Beschaffenheit und Gruppirung der Elemente beruhen, welche in den Grundzellen derselben in lebendiger Wechselwirkung stehen.
Die Geltung der für Pisum aufgestellten Sätze bedarf allerdings selbst noch der Bestätigung, und es wäre desshalb eine Wiederholung wenigstens der wichtigeren Versuche wünschenswerth, z. B. jener über die Beschaffenheit der hybriden Befruchtungszellen. Dem einzelnen Beobachter kann leicht ein Differentiale entgehen, welches, wenn es auch anfangs unbedeutend scheint, doch so anwachsen kann, dass es für das Gesammt-Resultat nicht vernachlässigt werden darf.
Ob die veränderlichen Hybriden anderer Pflanzenarten ein ganz übereinstimmendes Ver-
halten beobachten, muss gleichfalls erst durch Versuche entschieden werden; indessen dürfte man vermuthen, dass in wichtigen Puncten eine principielle Verschiedenheit nicht vorkommen könne, da die Einheit im Entwicklungsplane des organischen Lebens ausser Frage steht.
With regard to those hybrids whose progeny are variable, one might perhaps assume that between the differing elements of the germ and pollen cell a mediation presumably occurs as well in so far as the formation of a cell serving as the foundation of the hybrid still becomes possible; yet that the compromise between the opposing elements is only a transient one and does not extend beyond the life of the hybrid plant. Since no changes in its habitus are perceptible during the whole vegetation period, we would have to conclude further, that the differing elements only succeed to step out of their enforced association during the development of the fertilisation cells. In the formation of these cells, all the elements participate in a totally free and and uniform arrangement, while only the differing ones mutually exclude each other. In this way, the formation of as many kinds of germ and pollen cells would be enabled as there are combinations allowed for by the elements capable of development.
The reduction attempted here of the essential difference in the development of hybrids to a lasting or passing association of differing cell elements can of course only claim the value of a hypothesis for which further scope remains open due to the lack of firm data. Some justification for the stated view lies in the proof carried out for Pisum that the behaviour of two differing traits respectively in hybrid union is independent of any of the other differences between both parental plants, and furthermore, that the hybrid produces as many kinds of germ and pollen cells as constant combination forms are possible. The differentiating traits of two plants can, in the end, only depend upon differences in the constitution and grouping of the elements that stand in vital interaction in their foundation cells.
Yet the validity of the statements proposed for Pisum still requires confirmation itself, and a repetition of at least the more important experiments would therefore be desirable, for example of the ones about the constitution of hybrid fertilisation cells. A very small difference can easily escape an individual observer, which although it may appear insignificant initially, can yet increase to such an extent that it cannot be neglected in the overall result. Whether the variable hybrids of other plant species observe complete agreement in their behaviour must equally still be decided by experiments; in the meanwhile one might conjecture that in important points a fundamental difference cannot occur, because the unity in the developmental plan of organic life is beyond question.
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