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Ein weiss blühendes Exemplar von Dianthus Caryophyllus, welches selbst von einer weissblumigen Varietät abstammte, wurde während der Blüthezeit in einem Glashause abgesperrt; die zahlreich davon gewonnenen Samen gaben Pflanzen mit durchaus gleicher weisser
Blüthenfarbe.
Ein ähnliches Resultat wurde von einer rothen, etwas ins Violette schimmernden und einer weissen roth gestreiften Abart erhalten. Viele andere hingegen, welche auf dieselbe Weise geschützt wurden, gaben mehr oder weniger verschieden gefärbte und gezeichnete Nachkommen. Wer die Färbungen, welche bei Zierpflanzen aus gleicher Befruchtung hervorgehen, überblickt, wird sich nicht leicht der Ueberzeugung verschliessen können, dass auch hier die Entwicklung nach einem bestimmten Gesetze erfolgt, welches möglicherweise seinen Ausdruck in der Combinirung mehrerer selbstständiger Farbenmerkmale findet.
11. Schluss-Bemerkungen.
Es dürfte nicht ohne Interesse sein, die bei Pisum gemachten Beobachtungen mit den Resultaten zu vergleichen, zu welchen die beiden Autoritäten in diesem Fache, Kölreuter und Gärtner, bei ihren Forschungen gelangt sind. Nach der übereinstimmenden Ansicht beider halten die Hybriden der äusseren Erscheinung nach entweder die Mittelform zwischen den Stammarten, oder sie sind dem Typus der einen oder der anderen näher gerückt, manchmal von denselben kaum zu unterscheiden. Aus den Samen derselben gehen gewöhnlich, wenn die Befruchtung durch den eigenen Pollen geschah, verschiedene von dem normalen Typus abweichende Formen hervor. In der Regel behält die Mehrzahl der Individuen aus einer Befruchtung die Form der Hybride bei, während andere wenige der Samenpflanze ähnlicher werden und ein oder das andere Individuum der Pollenpflanze nahe kommt. Das gilt jedoch nicht von allen Hybriden ohne Ausnahme. Bei einzelnen sind die Nachkommen theils der einen, theils der anderen Stammpflanze näher gerückt, oder sie neigen sich sämmtlich mehr nach der einen oder der anderen Seite hin; bei einigen aber bleiben sie der Hybride vollkommen gleich und pflanzen sich unverändert fort. Die Hybriden der Varietäten verhalten sich wie die Species-Hybriden, nur besitzen sie eine noch grössere Veränderlichkeit der Gestalten und eine mehr ausgesprochene Neigung, zu den Stammformen zurückzukehren.
A white-flowering specimen of Dianthus Caryophyllus, which had itself arisen from a white-flowered variety, was shut up a greenhouse for the duration of the flowering period; the many seeds obtained from it gave plants with entirely identical white flower colour. A similar result was obtained from a red sport that was somewhat shimmering towards violet, and from a white sport with red stripes. Many others, in contrast, that were protected in the same way gave more or less differently coloured and patterned descendants.
Anyone looking over the colourations that arise from equal fertilisation in ornamental plants, cannot easily refrain from the conclusion that here, too, development occurs in accordance with a certain law, which possibly finds its expression in the combination of several autonomous colour traits.
11. Closing remarks.
It might not be without interest to compare the observations made in Pisum with the results that the two authorities in this area, Kölreuter and Gärtner, arrived at in their researches. According to the concurring view of both, hybrids either keep the middle form between the parent-species with regard to external appearance, or they approach the type of one or the other, sometimes being hardly distinguishable from the same. From the seeds of these hybrids, if fertilisation happened through their own pollen, various forms usually originate that deviate from the normal type. As a rule, the majority of individuals resulting from a fertilisation retain the form of the hybrid, whilst a few others become more similar to the seed plant and one or the other individual comes close to the pollen plant. This is however not valid for all hybrids without exception. With some individual hybrids the descendants partly approach one, partly the other parental plant more closely, or they lean more towards one or the other side all together; but in some, they remain perfectly similar to the hybrid, and propagate themselves without being changed. The hybrids from varieties behave just like species-hybrids, except that they possess even greater mutability of conformations and a more pronounced tendency to revert to the parental forms.
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